Ein Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis auf dem 3. Landespsychologentag (LPT) Hessen am 21. September 2013 in Darmstadt.
In den letzten 100 Jahren ist unsere Lebenserwartung um 30 Jahre gestiegen. Keine Generation älterer Menschen war besser qualifiziert und leistungsfähiger als die heutige. Die Demografiestrategie der Bundesregierung beinhaltet jedem entsprechend seines Alters Chancen zu eröffnen. Damit ist die endgültige Abkehr vom defizitorientiertem Altersbild vollzogen hin zum ressourcenorientierten Altersbild. Es geht um die Entwicklung neuer sozialer Identitäten, die zu einem besseren Miteinander in Organisationen oder Gesellschaft führen sollen. Zu diesem unfassenden Thema konnten fünf Referentinnen/en gewonnen werden, die teils aus der Forschung und teils aus der Praxis kommen.
Wir haben uns sehr gefreut, dass unsere Präsidentin Sabine Siegl unseren LPT mit ein paar Gedanken zum Thema eröffnet hat. Anschließend hat mit einem kurzen Impulsvortrag Sieglinde Seiffert (Sozialpädagogin) in das Thema Ehrenamt kritisch eingestimmt. Anja Naschke (Betriebswirtin) hat uns alternative Wohnmöglichkeiten vorgestellt. Dr. Eva Bauer (Universität Gießen) berichtete über Demenzerkrankung und Dr. Cora Titz (DIPF) über kognitive Veränderungen im Alter. Ulrich Schübel (IVUT) stellte Herausforderungen und Chancen in Organisationen vor. Dabei blieb noch ausreichend Zeit sich auszutauschen, während man die leckeren Snacks und Getränke genoss.
Zum Thema Ehrenamt im Alter unterschied Frau Seiffert die Oma der 1960er Jahre, die für ihre Kinder und Enkel verfügbar war mit heutigen Großeltern, die Termine haben und ein eigenes Leben pflegen außerhalb der eigenen Familie. Die sich entsprechend ihrer Interessen ehreamtlich engagieren, weniger aus Pflichtgefühl als aus Freude und Spaß an der Tätigkeit.
Anja Naschke sprach von den verschiedenen Möglichkeiten, wie Menschen im Alter wohnen können, da sich gemeinschaftliche Wohnprojekte in den letzten 20 Jahren von der ausgefallenen Sonderform zu einer ernstzunehmenden Möglichkeit entwickelt haben. Sie betrachtete dabei, welche Arten von gemeinschaftlichen Wohnprojekten es (bisher) gebe; für wen diese Wohnformen geeignet seien und wie der typische Prozess der Projektplanung und –realisierung laufe. Von der Idee und Anfangsinitiative sowie Bekanntmachung über Gruppenbildung und Wahl der Rechtsform bis hin zum Suchen und Finden des geeigneten Objekts (Grundstück, Gebäude) und der passenden Partner bei der Umsetzung der Idee. Und nicht zuletzt der Einzug und die Bewährung im Alltag, mit all seinen Chancen und Krisen.
Dr. Eva Bauer informierte, dass die Prävalenzrate für Demenz stetig steige. Zur optimalen Behandlung von demenzerkrankten Personen sei eine Früherkennung essentiell. Im Rahmen psychologischer Arbeit mit älteren Personen sei es deshalb wichtig, mit ersten Anzeichen von Demenz vertraut zu sein. Hierzu wurden die zu Beginn auftretenden Symptome der Demenz vom Typ Alzheimer, der vaskulären Demenz bei subkortikaler arteriosklerotischen Enzephalopathie, der Lewy-Body-Demenz und der fronto-temporalen Demenz vorgestellt. Des Weiteren wurden vor differentialdiagnostischem Hintergrund über kognitive Veränderungen bei älteren Personen, die an Depression erkrankt sind, informiert. Im Weiteren wurde auf die Frage eingegangen, zu welchem Zeitpunkt eine Demenzabklärung Sinn mache und welche weiteren Interventionen sinnvoll sein könnten, sowie Screeningverfahren vorgestellt.
Der Vortrag von Dr. Cora Titz musste am Vormittag wegen kurzfristiger Erkrankung der Referentin leider ausfallen. So hatten alle Teilnehmerinnen/er die Gelegenheit, Ulrich Schübel zuzuhören, der den demographischen Wandel als einen der wesentlichen Megatrends vorstellte, der viele Organisationen vor große Herausforderungen stelle und gleichzeitig viele Chancen biete. Die Normen, Werte und Erwartungshaltungen und damit die Unterschiede zwischen den Generationen beruhten auf immer schnelleren gesellschaftlichen und technologischen Entwicklungen und wir stünden vor einer neuen Kohorte, die anders sei als alle zuvor. Heute arbeiteten bereits teilweise fünf Generationen Seite an Seite, die auf höchst unterschiedliche Sozialisationsmuster und Erfahrungswerte zurückgreifen und sich daher auch deutlich in ihren Erwartungshaltungen und Verhaltensweisen unterscheiden. Da diese die gegenwärtigen Wissens- und Leistungsträger in den Organisationen darstellten, sei eine flexiblere Führung und Organisationsstrukturen sowie eine grundlegende Neuausrichtung der betrieblichen Personalpolitik notwendig, um alle Generationen zu erreichen.
Bis zum Schluss des Landespsychologentags blieben die Teilnehmer interessiert und im regen Austausch untereinander. Im Anschluss fand die Mitgliederversammlung statt. Die Vorbereitungen für ein Gelingen des Landespsychologentags (LPT) erledigen die Vorstandsmitglieder ehrenamtlich. Der Vorstand der Landesgruppe Hessen im BDP hatte mit Dr. Anita Püttmann eine langjährige Helferin, der an dieser Stelle ein Dankeschön gebührt. Für 2014 ist der nächste LPT Hessen bereits in Planung. Thema und Zeitpunkt werden im rp rechtzeitig bekannt gegeben. Die Landesgruppe Hessen freut sich dann wieder auf Sie alle.
In der Mitgliederversammlung informierte der Vorstand über die Aktivitäten der Landesgruppe in 2013. Die Vorsitzende Bettina Gorißen vertrat den BDP auf drei Tagungen der HAGE, in der der Landesverband Mitglied ist. (Berichte darüber konnten im rp gelesen werden.) Ingo Köhler wurde auf der letzten Delegiertenkonferenz (DK) in den DK-Vorstand gewählt. Beate Eck ist neues Vorstandsmitglied und ersetzt den ausgeschiedenen Tümal Maral. Die Mitgliederversammlung hat auch Ihre „Abgeordneten“ für das höchste Beschluss-Organ unseres Verbandes, die (DK), gewählt. Folgende Kollegen/innen wurden für die Amtszeit vom 01. Januar 2014 bis 31. Dezember 2016 zu Delegierten bestimmt (alphabetisch sortiert): Peter Fiesel, Dr. Bettina Gorißen, Silke Hartenfels und Ingo Köhler. Für die gleiche Amtszeit wurden folgende Ersatzdelegierte gewählt: Beate Eck, Angela Endrulat, Dr. Anita Püttmann und Marion Müller-Staske. Die Landesgruppe Hessen gratuliert den Kollegen/innen ganz herzlich zu ihrer Wahl und freut sich auf die Zusammenarbeit mit ihnen.
So ging ein interessanter und allseits gelobter Tag für unsere hessischen Mitglieder zu Ende. Wir sehen uns im nächsten Jahr.
Dr. Bettina Gorißen
Vorsitzende der Landesgruppe Hessen